Interpretation und Sprachbewusstsein

In dieser Skala ist es wichtig, dass ich einen Vortrag oder einen gebärdeten Text richtig interpretiere und die Botschaft erfasse.
Dafür muss ich mir überlegen, was die Wirkung des Textes ist und welche Absicht die sendende Person mit dem Text verfolgen will. Will sie mich von etwas überzeugen, will sie mich unterhalten, informieren oder für etwas motivieren?
Zudem muss ich die eingesetzten Stilmittel erkennen und die Auftrittskompetenz der gebärdenden Person einschätzen können. Das bedeutet, dass ich verschiedene Punkte reflektieren muss: Welches Vokabular wird benutzt, wie verhält sich der Sender sprachlich und nichtsprachlich, beispielsweise kann ich einschätzen, ob ein Sender, der sich sehr viel bewegt, nervös ist oder dies als Stilmittel einsetzt.
Ein wichtiger Unterschied zwischen einem lautsprachlichen und einem gebärdeten Text ist, dass man den Autor im lautsprachlichen Text nicht sehen kann. Im Gebärdentext kann ich durch das Video die gebärdende Person sehen! Das bedeutet, dass es viel Bewusstsein für diesen Auftritt im Video braucht: man braucht Auftrittskompetenz! Und ich als Rezipient muss lernen, was das bedeutet, um die Kompetenz zu beurteilen. Damit sind viele Aspekte gemeint, die ich beachten muss: Haare, Schmuck, Kleider, Blick, Licht und das alles sollte mit dem Texttyp zusammenpassen.
Für die Skala ist also wichtig, dass ich als Rezipient den gesamten Auftritt beurteilen kann: die Wirkung der Sprache, die Wirkung des Auftrittes, der Sprachfluss, die Stilmittel, das Tempo und die Mimik.
Es gibt für die Skala «Interpretation und Sprachbewusstsein» 5 Schlüsselkonzepte

  1. Ich kann die Absicht der sprachlichen Handlung erkennen und die Auftrittskompetenz der gebärdenden Person einschätzen.
  2. Ich kann unterscheiden, ob das Verhalten der gebärdenden Person bewusst als Stilmittel oder unbewusst eingesetzt wird, beispielsweise der Blick, der immer ausweicht.
  3. Ich kann typische feste Formulierungen (Chunks) im Text erkennen, verstehen und beurteilen, ob sie angemessen eingesetzt sind, beispielsweise die Begrüssungsformel «Sehr verehrte Damen und Herren».
  4. Ich kann die eingesetzten nonmanuellen und stilistischen Mittel erkennen und verstehen und differenziert beurteilen.
  5. Ich kann die Werthaltung des Senders, die im Text steckt, erkennen.